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Finnische Diplomaten greifen auf „Saunadiplomatie“ zurück, um russischen Spionen zu entgehen

Finnische Diplomaten greifen auf „Saunadiplomatie“ zurück, um russischen Spionen zu entgehen

Der Botschafter sagte, dass das Erfordernis der Nacktheit alle Anzeichen von Rang entferne und völlig offene Diskussionen ermögliche.

„Sie können Konzepte, Ideen und Dinge besprechen, die Sie in Ihrem Büro möglicherweise nicht unbedingt besprechen“, sagte er.

Die Saunen sind in Finnland ein Grund für enormen Nationalstolz. Rund drei Millionen der Einrichtungen werden von der relativ kleinen Bevölkerung von 5,5 Millionen Menschen genutzt. Finnische Beamte weisen oft scherzhaft darauf hin, dass es in Finnland mehr Saunen als Autos gibt, wo sie in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurden.

Angesichts der zunehmenden Versuche Russlands, westliche Diplomaten auszuspionieren, haben sich diese Geräte in jüngster Zeit jedoch auch zu einem nützlichen Werkzeug entwickelt, um vertrauliche und sensible Gespräche fernab von neugierigen Blicken und Abhörgeräten zu führen.

Da finnische Saunabesucher nicht einmal Handtücher tragen, um ihre Schamhaftigkeit zu verbergen, besteht keine Chance, dass sie ein gehacktes Telefon oder ein anderes Gerät mitbringen, das Gefahr läuft, von Russland gehackt zu werden.

Herr Sawyer riet davon ab, vertrauliche Dokumente in die Sauna zu bringen, nicht zuletzt wegen der dort vorhandenen großen Dampfmengen.

Der letzte Zusammenstoß mit russischen Spionen

Der Botschafter äußerte sich nicht zum jüngsten Streit Deutschlands mit russischen Spionen, bei dem Moskau eine heikle Diskussion über die Lieferung von Taurus-Raketen abfing, wobei sich einige der beteiligten Luftwaffenoffiziere über ungesicherte Leitungen einwählten.

Deutschland hat eine Untersuchung der sogenannten Luftwaffe-Leaks eingeleitet, betonte jedoch, dass es sich um einen Einzelfall handele und keine sichere deutsche Software für Konferenzgespräche gehackt oder kompromittiert worden sei.

Allerdings könnten Beamte in Deutschland – einem Land, das auch Saunen liebt – versucht sein, diese Technik einzusetzen, um weitere Sicherheitsverletzungen zu vermeiden.

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Auch Finnland nutzt die Sauna-Diplomatie als Soft-Power-Instrument: Die finnische Botschaft in Berlin wird im April eine Sonderausstellung und ein „Sauna-Festival“ veranstalten. Die Botschaft verfügt außerdem über eine „Diplomatische Saunagesellschaft“, die Deutschen eine entspanntere Möglichkeit bietet, die Sauna zu genießen und Kontakte zu knüpfen.

Das NATO-Hauptquartier hat kürzlich eine eigene Sauna installiert, als willkommene Geste anlässlich des Beitritts Finnlands zum Bündnis als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine.

„Zeichen des Vertrauens“

In Finnland selbst wurden in allen Regierungsgebäuden sowie in Konsulaten und Botschaften im Ausland Entspannungseinrichtungen installiert.

Die Praxis der Sauna-Diplomatie ist in Finnland nicht ganz unumstritten, wo einem Beamten im Jahr 2012 vorgeworfen wurde, Sauna-Briefings nur für Männer mit Journalisten abgehalten zu haben. Finnische Beamte sagen, diese Zeiten seien nun vorbei und stellten fest, dass fast 50 Prozent des finnischen Parlaments mittlerweile aus Frauen bestehen.

„In die Sauna eingeladen zu werden ist ein Zeichen des Vertrauens“, sagte Sawyer. „Und ich denke, dass man irgendwie ein gemeinsames Erlebnis mit seinen Kollegen oder Freunden hat, sie betrachten es als ein besonderes Erlebnis und schätzen es auch so. Wir nutzen es natürlich auch im Rahmen unserer öffentlichen Diplomatie.“